montanaberlin Projekt

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montanaberlin zeigt:

Wald
Birgit Hölmer

2. 3. - 17.3.2007

Eröffnung: Freitag 2. März 2007, 19 h

Installation / Zeichnung


Birgit Hölmer - Wald und andere Täuschungen
Birgit Hölmer schießt - mit Kraft, Feingefühl und schwarzer Acrylmasse. Ihre großforma-

tigen s/w Waldszenen wirken nur auf den ersten Blick wie riesige Kohlezeichnungen.
Bei Annäherung an die bis zu 3 x 4 Meter hohen Arbeiten lässt ein zweiter, dritter, vier-
ter Blick völlig unerwartetes Material als Träger dieser Arbeiten erkennen: auf feinem Ga
zestoff mit einer Kartuschenpistole vertriebene schwarze Acrylmasse bringen diese licht-
erfüllten Arbeiten hervor. Das von hinten in Hunderten von Linien aufgetragene Material
quillt durch die feinen Poren des vorhangähnlichen Stoffes und entwickelt in der Nah-
sicht ein mikrokos-misches und dreidimensionales Eigenleben, das wiederum selbst an
Wurzelbildung oder Geäst denken lässt und so in einer Art Parallelexistenz und rein ma-
teriell das Thema der Zeichnungen wiederholt und die Zeichnung als optische Täuschung
entlarvt.
"Wald", montanaberlin, Berlin, 2007, weiße Gaze, schwarzes Acryl, Leiste, Schnur,
Waldstücke, Installationsansichten Galerie im Körnerpark, Berlin, 2006, weiße Gaze, schwarzes Acryl, Leiste, Schnur, jeweils ca. 3m x 4m
Hölmer zeichnet vorher unmittelbar vor Ort: Skizzen auf Papier oder auf mit Gaze be-
spannten, renaissancehaften Rahmen, durch die sie beim Zeichnen schaut. Die Wahl
des Trägerstoffes und der Technik entwickelte Hölmer langfristig aus diesen Verfahren
und einer tieferwirkenden Motivation:
"Das Verfahren ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Waldarbeiten (...) Ich war beses-

sen von der Vorstellung, dass der Gardinenstoff nicht nur Bildträger, sondern wirklich
durchlässig ist und eine direkte Verbindung zum Motiv besteht..." Der Gang in den
Wald gerät so bei der Künstlerin zu einer "umgekehrten Besteigung des Mont Ven-
toux". Nicht Erhabenheit und aus der Distanz genossene Ästhetik und Schönheit der
Landschaft, wie bei Petrarca, steht bei Hölmer im Vordergrund, sondern ein horizontaler
Marsch, Durchdringung, ein Wechselspiel von Ferne bis zur detailreichen he, das
Vordringen in das Motiv.
Moor, Zeichnung, 2006

Birgit Hölmer spielt hier auch mit der Idee von einem Bild von Landschaft, von Welt,

macht das Wechselspiel zwischen "Bezeichnung" und Erleben im wahrsten Sinn des
Wortes "transparent". Dies steht bei ihrer Arbeit in einer Tradition: die Spanne zwischen
Spiel mit Bild - Wirklichkeiten, Material und "Forschungsergebnissen" erfährt auch in
der Reihe der Brunnenprojektionen Wasser - Licht -Installation, dauerhaft in Bergkamen,
wechselnde Projektion von 80 Dias mit 50 Brunnenmotiven auf 4m x 4m große Wasser-
fontänen, 2003 oder in einer Serie von Selbstbildnissen, schaumgeboren, deutlich wahr-
nehmbare Transformation.